Hoffnung für Töplitzer Kinderdorf

Werder (Havel) – Verrostete Spielgeräte, eine morsche Scheune, ein zugewucherter Fußballplatz und zwischen weit verstreuten Obstbäumen eine zuwendungsbedürftige Villa aus den 30er Jahren: Das Kinderdorf Töplitz hat schon bessere Zeiten erlebt. Vor zwei Jahren hatten die damaligen Betreiber, die Arbeiterwohlfahrt Frankfurt (Oder) und der Lebenshilfe Brandenburg e.V., den Betrieb der Ferienstätte aufgegeben. Jetzt gibt es die Chance für einen Neuanfang.

Die Berliner Uranus Projektmanagement GmbH hat die fast 80 000 Quadratmeter große Anlage auf dem Schwarzen Berg vom Landkreis erworben. Aus dem Kinderdorf soll ein Familienhostel mit 200 Betten werden, sagte Uranus-Geschäftsführer Jan Laursen gegenüber den PNN. Man sei dazu derzeit mit mehreren potenziellen Partnern im Gespräch.

Laursen spricht von Investitionen von 15 Millionen Euro, für die man sich um Fördermittel bemühe. 50 Arbeitsplätze könnten entstehen. Die neue Ferienanlage soll gemeinsam mit dem 20000 Quadratmeter großen Nachbargrundstück entwickelt werden, das Laursen nach eigenen Angaben mit einem Geschäftspartner bereits seit 15 Jahren gehört und betreibt: Die zwei langgestreckten Unterkunftsgebäude mit 130 Betten werden derzeit vornehmlich an Erntehelfer vermietet.

Laursen ist überzeugt, dass sich die komplette Anlage erfolgreich betreiben lässt, wenn sich baulich etwas tut. Sozial schwache Familien könnten sich ein Urlaub oft kaum noch leisten. „Die deutschen Jugendherbergen sind ausgebucht.“ Töplitz biete sich mit seiner wasserreichen Lage und seiner Nähe zu Berlin und Potsdam an, günstige Familienurlaube in Sechs- bis Acht-Bett-Zimmern anzubieten. Beispiele für solche Hostels gebe es sehr viele in seiner dänischen Heimat, sagt Laursen.

Sein Unternehmen hat bereits eine ganze Anzahl von Hotelprojekten in Berlin und Brandenburg entwickelt, darunter das All-In-Hostel und das East-Side-Hotel, das Landhotel Burg im Spreewald oder das Landhotel Potsdam in Golm. Kernstück des Töplitzer Projektes könnte die Villa Lehmann werden, in der sich Laursen neben Unterkünften auch ein Restaurant und Konferenzräume vorstellen kann. Die Villa war 1936 von Uhrmacher Heinrich Lehmann, dem Erfinder der Tankanzeige für Flugzeuge, errichtet worden. Auf dem Gelände befand sich seinerzeit noch ein Segelflugplatz.

Es ließe sich heute für in die Natur eingepasste Neubauten und Angebote wie Spielplätze, einen Klettergarten und ein „Überlebenscamp“ nutzen, meint Laursen. Betreuungsangebote könnten Eltern die Möglichkeit verschaffen, mal Zeit zu zweit zu verbringen. „Rundrum gibt es Möglichkeiten für Bootsfahrten, Reitstunden, Radtouren.“ Laursen würde sich freuen, wenn sich unterhalb des Schwarzen Bergs ein Badestrand an der Havel einrichten ließe. Allerdings zeige sich bei den Vorabstimmungen mit den Behörden, dass all das nicht einfach wird: Das Gelände befindet sich im Landschaftsschutzgebiet. Laursen rechnet dennoch damit, dass er bis Ende des Jahres Baurecht erwirken kann. Die Investitionen sollen, beginnend 2013, etappenweise erfolgen.

Der Töplitzer Ortsvorsteher Frank Ringel betont, dass zumindest das Kinderdorf „in weiser Voraussicht“ im Flächennutzungsplan als Sondergebiet für „Freizeit und Erholung“ ausgewiesen wurde. „Ich sehe deshalb sehr gute Chancen für eine Entwicklung.“ Er könne sich auch den Strand und einen Naturpfad rund um die Anlage vorstellen. Selbst für die nahe Autobahn sieht Ringel Hoffnung auf Besserung: „Beim geplanten sechsstreifigen Ausbau können wir damit rechnen, dass auch der Lärmschutz eine Rolle spielen wird.“ Ringel hat in der Vergangenheit immer wieder ein Projekt „solarer Lärmschutz“ ins Gespräch gebracht – Lärmschutzwände, mit denen sich Energie gewinnen ließe. Das Kinderdorf war zwischenzeitlich als Gästehaus von Vereinen und sogar als Potsdamer Tierheim im Gespräch, so Ringel. Mit der sich abzeichnenden Lösung wäre er einverstanden. „Was Herr Laursen da plant, das passt.“