Newcomer in Berlin

Newcomer in Berlin / Ein Skandinavier in Berlin. Der Name Jan C. Laursen steht für gesundes Bauen

Der Wechsel / Ausgabe 1/2000

Der Wechsel: Herr Laursen, als Architekt aus Dänemark haben Sie eine typisch skandinavische Ausbildung durchlaufen.
J. C. Laursen: Ja, ich habe mein Studium an der Universität Esbjerg abgeschlossen. Anschließend habe ich mich als Geschäftsführer und Mitgesellschafter der BIGOM & STEENFOSS AG COPENHAGEN weltweit mit internationalen Planungsaufgaben in einem Team von 200 Planern beschäftigt.

Der Wechsel: Sie haben seit Beginn der 90er Jahre eine Reihe größerer Bauprojekte in Deutschland durchgeführt.
J. C. Laursen: Vor allem in den neuen Bundesländern waren mein Team und ich stark beschäftigt. So haben wir die Planungen erarbeitet und waren die ausführenden Architekten bei Projekten wie den Sparkassenbauten in Rangsdorf und Dabendorf. Im Bereich Gewerbebauten haben wir damals eine Fabrikanlage in Rangsdorf erstellt sowie eine Papierfabrik in Bernau. Es folgten Wohn- und Geschäftshäuser sowie ein Einkaufscenter. In Genshagen haben wir die gesamte Architektenplanung vom Beginn bis zum Ausführungsende sowie Controlling und die Bauleitung für einen Wohnpark mit 104 Häusern ausgeführt.

Der Wechsel: Ihre Architektur wird allgemein als typisch nordischer Stil charakterisiert.
J. C. Laursen: Natürlich trifft das häufig zu, obgleich ich nach längerem Aufenthalt in Italien auch viel Freude an südlichem Stil gefunden habe. Hier in Deutschland habe ich beispielsweise in Hessenwinkel bei Erkner ein Wohn-Büroprojekt betont in leichtem südlichem Stil erstellt. Andererseits steht in Falkensee ein Fachwerkbau aus dem Jahre 1993 von mir.

Der Wechsel: Herr Laursen, der besondere Schwerpunkt Ihrer Tätigkeit liegt im bauphysikalischen Bereich. Hier gehen Sie einen Weg, der Sie in den Mittelpunkt des Interesses Ihrer Branche und der Auftraggeber stellt.
J. C. Laursen: Ja. Anlässlich der dänischen Energiekrise des Jahres 1973 habe ich mich vorrangig damit beschäftigt, wie ein niedriger Energieverbrauch im Bau – und Wohnumfeld zu verwirklichen ist.

Der Wechsel: Daraus entstand Ihre umfassende Erfahrung im Bau von Niedrigenergiehusern, für die Sie heute als Kapazität gelten?
J. C. Laursen: Ja. grundsätzlich ist es mir ein großes Anliegen ökologisch und baubiologisch schonend vorzugehen. Ein entscheidender Faktor ist hierbei die Materialwahl. Holz, zum Beispiel, ist welweit das meist genutzte Material und immer empfehlenswert. Ich bevorzuge auch den traditionellen Klinkerbau, denn hier habe ich ein Material mit langer Lebensdauer und niedrigen Wartungskosten.

Der Wechsel: In den letzten Jahren entwickelte sich in Deutschland im ökologischen Bauumfeld die Angst vor Schimmelbildung und die Sorge, es könnten eventuell gesundheitliche Schäden wie Allergien bei den Bewohnern enstehen.
J. C. Laursen: Dieses Problem der ökologischen Niedrigenergiebauweise haben wir in Skandinavien schon in den 80er Jahren kennengelernt. Viele Häuser hatten damals eine schlechte Luftqualität und als Folge davon Schimmelschäden. Man hat den Luftaustausch zu sehr reduziert, und die Bewohner wurden krank. Natürlich haben wir daraus gelernt – inzwischen ist die Belüftung von Einfamilienhäusern eine richtige Wissenschaft, die wir nach Deutschland bringen um den Verbraucher von vornherein vor negativen Überraschungen zu bewahren.

Der Wechsel: Wie lautet Ihr Rezept mit der Zielsetzung einerseits energiesparend zu bauen und andererseits über ein einwandfreies Raumklima zu verfügen?
J. C. Laursen: Wir lösen das Problem „Gesundes Raumklima“ ohne Einsatz teurer ökotechnik durch Anstriche in Verwendung naturbelassener Baustoffe; z. B. keine Versiegelung von Holzfußböden, Bio-Farben, Dämmstoffe ohne lungengängige Fasern und vieles mehr. Insgesamt soll das Haus bzw. der Wohnraum für den Bewohner nicht wie eine Plastiktüte wirken.